Immer wieder sind Workshop-Teilnehmer überrascht, wenn sie mit Zoom-Objektiven nicht die gewünschte Bildqualität erreichen, die andere mit Festbrennweiten erzielen.

Was ist der Unterschied zwischen Zoom-Objektiven und Festbrennweiten und wann setzt man welches Objektiv ein?

Beim Zoom-Objektiv, zum Beispiel ein 70-200mm besitzt man eine variable Brennweite. Durch das „zoomen“ ist es eben möglich, ein Motiv „heranzuholen“, man braucht sich hierzu nicht bewegen – ist also ziemlich bequem. Neben diesem Standortvorteil, spart man Gewicht und Platz, dann ein Zoom-Objektiv kann mehrere Objektive ersetzen. Bei Kameraangeboten ist oft ein Zoomobjektiv im sogenannten Kitpreis enthalten und besonders teuer sind einfache Zoomobjektive auch nicht, wenn man eines nachkaufen will. Bauart bedingt, ist ein Zoomobjektiv aber meist nicht besonders lichtstark und die Lichtstärke spielt in der Fotografie eine sehr wesentliche Rolle. Je größer der Zoombereich eines Objektives ist, desto schwieriger oder aufwändiger ist es, auf Grund optischer Gesetze, Linsen mit einer durchgängigen randnahen Schärfe zu konstruieren.

Mit Festbrennweiten kann man nicht zoomen, sie besitzen, wie der Name schon sagt, jeweils nur eine feste Brennweite, zum Beispiel 85mm. Man muß also, wenn die Entfernung zum Motiv nicht passt, den Abstand verändern (oder eine andere Festbrennweite auf die Kamera schrauben …). Möglicherweise braucht man mehrere, denn unterschiedliche Motivabstände sind ja an der Tagesordnung eines Fotografen. Dennoch lohnt es, sich intensiv mit Festbrennweiten zu befassen, denn sie sind eine wichtige Voraussetzung zu interessanteren Bildern.

Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass lichtstarke Festbrennweiten wesentlich günstiger erhältlich sind, als lichtstarke Zoomobjektive. Lichtstarke Objektive besitzen bei Offenblende, das ist der Zustand wenn die eingebaute Blende komplett zurück geschoben ist, meist eine schönere Unschärfe und ein schöneres „Bokeh“ als Zoom-Objektive.

Schönere Unschärfe – wie jetzt?

Ein Motiv, ob Mensch, Tier oder Gegenstand, wirkt viel interessanter, wenn es optisch durch Unschärfe vom Hintergrund getrennt wird, damit gibt man dem Hauptmotiv mehr Wirkung und lenkt den Blick des Betrachters auf den fokussierten Bereich. Bei lichtschwachen Objektiven ist das weniger gut möglich, als mit lichtstarken Objektiven. Bei sehr einfachen Objektiven, zum Beispiel solchen, die in günstigeren Kompaktkameras verbaut sind, ist der Linsendurchmesser und damit die Lichtstärke des Objektives sehr gering. Es fällt bei solchen Objektiven Licht nur durch eine recht keine Öffnung. Der optische Effekt ist, dass Fotos mit solchen Objektiven durchgehend scharf sind; es ist optisch oft gar nicht möglich, ein Hauptmotiv durch Unschärfe freizustellen.

Bei Festbrennweiten hat man mit offener Blende es umgekehrt recht leicht, ein Motiv durch unscharfen Vorder- und Hintergrund abzugrenzen. Ein „Bokeh“ (der Begriff kommt aus dem Japanischen und bedeutet „Unschärfe“) ist die Art, wie diese wichtigen Unschärfen aussehen, je filigraner und differenzierter Lichtreflexe sind, desto interessanter wirkt das gesamte Foto.

Wenn man den Motivabstand planen kann, sollte schon auf Grund der besseren Bildqualität Festbrennweiten eingesetzt werden. Es gibt Bereiche der Fotografie, zum Beispiel in der Tier- oder Sportfotografie, wo das nicht so einfach ist – hier sind Zoom-Objektive wirklich unvermeidbar – einem in der Savanne fressenden Löwen ist es nunmal egal, ob der Fotograf ihn im Sucher sieht. Außerdem geht natürlich mit lichtstärkeren Objektiven, der Vorteil einher, das man kürzer belichten kann.

In der Portraitfotografie werden je nach Kameratyp und Objektivhersteller typische Festbrennweiten eingesetzt. 50mm oder 85mm mit einer Lichtstärke von 1.4 oder f1.8, sind hier zwei etablierte Beispiele. Das 50mm f1.8 ist herstellerübergreifend recht günstig und ein sehr lichtstarkes und Festbrennweitenobjektiv, welches bereits ab ca. 100,- € für Nikon oder Canon, im Handel erhältlich ist.

Eine lichtstarke Festbrennweite sollte daher unbedingt zur Grundausstattung gehören.